Die Sieben Schritte.

Das Therapieprogramm für Krebsbedingte Fatigue nach der Prof. Stark®-Methode

Menschen, die an Krebsbedingter Fatigue (englisch: Cancer related Fatigue = CRF) leiden, haben es oft schwer, ihr Leiden als echte Krankheit anerkannt zu bekommen. In meinem Praxis-Alltag höre ich immer wieder, dass die Beschwerden meiner Patienten im Berufsumfeld und Freundeskreis nicht ernst genommen werden. Auch die behandelnden Krebsspezialisten stehen dieser Symptomatik oft hilflos gegenüber und hoffen, dass sich der Körper mit der Zeit wieder erholt. Aber bei einem hohen Prozentsatz von Krebspatienten findet diese automatische Erholung nicht statt und die Erschöpfungssymptomatik chronifiziert. Nur sehr langsam findet hier ein Umdenken statt. Zum Glück gibt es gute Ergebnisse in der Arbeit mit meinen Patienten, die neueste Forschungsergebnisse bestätigen.
Speziell für Menschen, die nur schwer oder gar keine Behandlung in einer Praxis wahrnehmen können, habe ich diese Selbsthilfe entwickelt. Es geht vor allem darum, das Gefühl, der Erkrankung hilflos ausgeliefert zu sein, zu durchbrechen. Natürlich kann diese Selbsthilfe kein Ersatz für eine ärztliche Behandlung sein. Falls Sie bereits in ärztlicher Behandlung sind, sprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt ab, wie diese Angebote in den Behandlungsplan integriert werden können.

Die Sieben Schritte enthalten Informationen über mentale und kognitive Methoden und  weitere Informationen über eine Beeinflussbarkeit der CRF-Symptomatik, die Sie selbst in Gang setzen können. Lesen Sie sich diese Schritte durch, vielleicht zuerst nacheinander, ganz in Ihrem Tempo, dann greifen Sie vielleicht im Laufe des nächsten halben Jahres immer dann auf einen der Schritte zurück, wenn er in den begleitenden Emails, die Sie wöchentlich zugeschickt bekommen, erwähnt wird. Diese wöchentlichen Emails sind das eigentliche Therapieprogramm, denn sie leiten Sie Schritt für kleinen Schritt in dem Prozess an, wieder Gestalter und nicht Ausgelieferter der chronischen Erkrankung zu sein.

Teilen Sie gerne die Informationen der Sieben Schritte mit Ihren Angehörigen und Ihren behandelnden Ärzten und Therapeuten. Für Psychotherapeuten habe ich ein eigenes Manual mit meiner Methodik entwickelt, dass diese sich herunterladen können.

Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Ihnen diesen Weg zu gehen
Ihr Prof. Dr. Michael Stark.

Wie entstehet das Fatigue Syndrom

Die Entstehung des Fatiguesyndroms ist multifaktoriell und kann mehrere Phasen durchlaufen. Meist beginnt die Erschöpfung bereits in der „Schockphase“ der Diagnosestellung, wird verstärkt hervorgerufen durch tumorbedingte körperliche Veränderungen und manifestiert sich während der Therapie und Behandlung durch Nebenwirkungen. So spielt das Fatigue-Syndrom in jedem Abschnitt der Krebserkrankung eine Rolle- von der Diagnosestellung, über die Behandlung und Nachsorge bis hin zur Palliativ-Versorgung. Oft verschwinden die Symptome nach der Krebsbehandlung innerhalb weniger Monate wieder. Es hat sich jedoch auch gezeigt, dass sich das Fatigue-Syndrom auch nach Abschluss der Behandlung und Vollremission des Tumors chronifizieren kann. Die Erholungsfähigkeit unseres Systems ist verloren gegangen. Die komplexen Entstehungsbedingungen und die Relevanz des Syndroms über alle Phasen der Krebserkrankung hinweg bestätigen die Dringlichkeit einer angemessenen Beachtung und Behandlung des Syndroms.

Um ein tieferes Verständnis für das Erleben der Fatigue zu fördern, werden die genauen Entstehungsbedingungen des Syndroms an einer anderen Stelle des Programms genauer erläutert.

Zunächst ist es wichtig zu erklären, warum die Folgen des Syndroms und die gestörten Reparaturfunktionen einen so starken Einfluss auf die Aufrechterhaltung der anhaltenden Erschöpfungssymptome haben und sich chronifizieren können.

Der Körper wird bereits durch das Wachstum der Tumorzellen stark belastet, durch die Behandlung, ob Strahlen oder Chemotherapie weiter strapaziert und die körpereigenen Ressourcen werden aufgebraucht. Des Weiteren kann durch die existenzielle Bedrohung der Krebserkrankung auch extremere Formen der psychischen Belastung entstehen, die in Kombination mit der körperlichen Stresskomponente eine sich selbst verstärkende Wirkung entfaltet und schlussendlich zu einer Chronifizierung führen kann.

 

Chronisch unter Stress leiden stört Erholungs- und Reparaturfunktionen

Wenn wir chronisch unter Stress geraten, verschiebt sich unsere gesunde Balance zwischen Spannung und Erholung weiter in Richtung Anspannung, so dass die Fähigkeit, sich zu nachhaltig zu erholen, verloren geht und gefühlte Ruhephasen letztlich nur weniger Anspannung aber keine tatsächliche Erholung bedeuten. Dieses Missverhältnis führt dazu, dass die Erholungs- und Reparaturfunktionen chronisch unzureichend zur Verfügung stehen. Dies unterhöhlt langfristig die Leistungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit auch auf immunologischer Ebene, die für die Selbstheilungsfunktionen des Körpers gerade bei der Tumorbehandlung bedeutend sind.

Leistungsgrenze bricht auf niedrigem Niveau zusammen

Die Leistungsgrenze ist dann auf einem individuell unterschiedlichen Niveau auf 20-40% der ursprünglichen Kräfte zusammengebrochen. Diese Leistungsgrenzen sind dann auch mit höchster motivationalen Anstrengung nicht mehr auf das alte Niveau zu heben. In diesem Zustand ist die Amygdala sicher im Hintergrund vollständig auf Alarm geschaltet.

Teufelskreis aus Anspannung und Leistungsdruck

Daher wird jeder Versuch über diese erniedrigte Leistungsgrenze hinaus zu kommen, einen deutliche Erregung des Sympathikus nach sich ziehen. Dies treibt in einem Teufelskreis die Anspannung immer weiter nach oben mit den negativen Effekten auf die Regulationsfähigkeit des autonomen Nervensystems. Dies haben wir in unserer Praxis mit bisher über 500 unseren speziellen Stressmessungen zeigen können. Die einzige Möglichkeit, diesen Teufelskreis zu unterlaufen, besteht darin, die augenblicklichen Leistungsgrenzen zu respektieren und nur noch an die Leistungsgrenzen herangehen, aber nicht mehr darüber hinaus.

Sie müssen nicht alleine arbeiten: Holen Sie sich Hilfe

Aber bedenken Sie bei all der Arbeit, die auf Sie zukommt, Sie sind nicht allein! Wenn Sie einen religiösen Zugang haben, bitten Sie Ihren Gott / Schöpfer, Ihnen Ihre Schutzengel zur Seite zu stellen. Wenn nicht, dann knüpfen Sie an die gemeinsame heilende Energie aller Menschen an, die sich diesem Weg stellen. Mit einem solchen Geborgenheitsgefühl fällt es leichter, sich immer wieder zu motivieren.

Ihr Körper ist nicht der Feind

Denken Sie daran, dass Ihr Körper nicht Ihr Feind ist, sondern ein Wunderwerk. Er versucht Ihnen immer nur zu helfen, manchmal ziemlich drastisch und unbeholfen – zugegeben – , aber die Amygdala ist eben nicht intelligent und nicht auf der Höhe der Zeit, und kann Ihnen nur ihre alten Reaktionsmuster – Kampf oder Flucht – zur Verfügung stellen. Sie müssen mit Ihrem Verstand die Differenzierung vornehmen.

Zu einem  neuen und wohlwollenderem Selbstverständnis finden

Nach meinen mittlerweile jahrzehntelangen Erfahrung mit Menschen, die an einem Fatigue Syndrom erkrankt sind, haben diejenigen einen erfolgreichen Weg beschreiten können, die ein neues und wohlwollenderes Selbstverständnis zu sich entwickeln konnten. Sie haben mir beim Abschied gesagt: „Ich bin nicht mehr die/ der Alte, ich musste mich neu erfinden!“. Sie sind meist nicht immer in ihre Berufe zurückgekehrt, aber haben sich befreit von den inneren Leitsätzen, von denen viele sich geprägt gefühlt haben: „Erst die Arbeit, dann das Spiel. Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Nicht bestraft, ist schon gelobt genug. ….“. Jetzt konnten sie wieder sagen: „Ich kann die Sonne wieder fühlen und genießen, nicht nur sehen!“

Ich wünsche Ihnen auf Ihrem Weg, dass Sie immer die notwendige seelische Kraft spüren, die hilfreich ist, auf der Spur zu bleiben. Ich würde mich freuen, wenn diese Leitlinien und Bilder Ihnen diesen Weg erleichtern,
Ihr Prof. Dr. Michael Stark

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